Skulpturen-Spaziergang in Recklinghausen

Treff  der Fahrradfahrer::  14:00  Parkplatz TUS 05, Schulstraße 49, 45770 Marl 

Beginn der Führung an der Kunsthalle: 15:30 Uhr 

Kosten: 6,00 EUR ohne Imbiss

 

Auch unsere Nachbarstadt Recklinghausen hat  bedeutende Kunstwerke im öffentlichen Raum aufgestellt. Einige davon wurden uns auf einem zweistündigen Kunstspaziergang von Eric Blanc, Mitarbeiter der Kunstahalle, nähergebracht:

Zumächst das "Lohtor" von Per Kirkeby (1996): Ist das Kunst? Am historischen Ort des früheren Lohtors testet der dänische Künstler mit dem 26 Meter langen Werk die Grenzen von Skulptur und Architektur. Die eckigen Bögen aus roten Ziegelsteinen schaffen Verbindung zu umliegenden Gebäuden, die Form nimmt Bezug auf das Weltkriegs-Mahnmal im Hintergrund. Doch es ist eine Architektur gänzlich ohne Nutzen, sieht man ab von dem bei Hitze so wohltuenden Schattenwurf! 

Weiter flanierten wir zur Kirche St. Peter. Ulrich Rückriem – den Marlern vom Citysee bekannt -  schuf hier 2002 ein Kunstwerk ganz ohne Titel, das die meisten Exkursionsteilnehmer als solches hier bisher noch gar nicht wahr genommen hatten: Über den Portalen liest man in die Tympanons eingravierte Texte. Direkt vor den Eingängen sind rechteckige Granitplatten mit deutlich sichtbaren Bearbeitungsspuren im Boden versenkt. Auf den religiösen Standort verweist der Inhalt der Texte (Bibelzitate) wie auch die Anzahl der Platten (jeweils 12 kleinere und eine größere ≙Jesus und die 12 Apostel). Auch hier trennt der Künstler nicht zwischen Skulptur und Architektur. 

 

Auch der nächste Künstler, Timm Ulrich ist den Marlern bekannt. In Recklinghausen  am Herzogswall installierte er auf Wunsch Recklinghäuser Bürger 1991 ein Mahnmahl für die Recklinghäuser Holocaust-Opfer: "Das Ganze und die Teile". Zwei glänzende Granithalbkugeln, Ø je 120 cm, verweisen mit eingravierten Koordinaten auf Recklinghausen und Jerusalem. Verbunden sind sie durch einen ebenfalls glänzenden Granitplattenweg mit Inschrift in einer stumpfen Kreisfläche aus Porphyr, sechs Meter Durchmesser. Der Standort hält die Erinnerung an die am 9.11.1938 zerstörte Synagoge wach, die gleich um die Ecke stand.

 

Die sechs Meter hohe "Stadtkuppel" (2013) der polnischen Künstlerin Danuta Carstens im Kreisverkehr auf der Hertener Straße brachte die Betrachter zum Nachdenken. Ein stählernes, filigranes Liniengefüge auf acht unregelmäßigen Stützen, was kann das sein? Es handelt sich um das karthografisch dargestellt Straßennetz der Reckinghäuser Altstadt. Von unten betrachten lässt es sich inmitten des Verkehrskreisels allerdings nur außerhalb der Berufszeiten. Es wurde derzeit im Rahmen eines Wettbewerbs für den Ort ausgewählt.

 

Die "Bewegliche Plastik für die Stadtparkasse Recklinghausen" haben die meisten von uns wiederum zunächst gar nicht wahrgenommen. Dabei ist Günter Tollmanns kinetische Plastik mit ununterbrochen wechselnden Ansichten durchaus spannend anzusehen. Drei kongruente amorphe Formen aus mattiertem Edelstahl sind direkt übereinander angeordnet und verschieben sich beim leisesten Windhauch.

 

Wunderbare Eiskugeln gaben Erfrischung und neue Kraft für die vorletzte Station, die Brunnenskulptur "Bürger tragen ihre Stadt" vor dem Rathaus. Seit der 750-Jahr-Feier 1986 stemmen drei leicht abstrahierte, zerklüftete Figuren eine Platte mit drei symbolischen Modellen: St. Peter, ein Förderturm, das Rathaus. Kein einfacher Hintergrund für unser Gruppenfoto; fast wäre jemand ins Wasser gefallen!

 

Für gute die gute Laune von Reisenden sollen In der Bahnhofsunterführung  geschwungene Handläufe aus Edelstahl sorgen. Sie verbinden sich  einerseits zu Hand mit Victory-Zeichen, auf der anderen Seite zu einem Smiley mit Regenborgen-farbigen Augen. "Hallo, wie geht's?" lautet der Titel des Kunstwerks von Jan Hoeft (2009).

 

Mitten im Teich am Bahnhof galt es dann noch, den "Hasentempel" (2015) von Leiko Ikemura zu verstehen, in dem sich fernöstliche mit westlichen Traditionen vereinen. Der Hase symbolisiert Glück, Fruchtbarkeit, doch diese Figur hat Tränen. Sie nimmt die Schmerzen der Welt wahr und erinnert mit dem weiten Gewand an eine Schutzmantelmadonna, eine Fürbitterin. Die zahlreichen Enten haben den neuen Unterstand gerne angenommen.

 

Ein fernöstlicher kulinarischer Imbiss rundete die Exkursion ab, bevor es auf die abschließende Radtour zurück nach Sinsen ging.