Eine Baustelle für die Bürger
und den Bürgermeister.

Führung durch die Baustelle des Marler Rathauses

 

Ein Summer-Special der besonderen Art bot sich den neugierigen Mitgliedern von sinsener art: Kundig geführt durch die Marler Baudezernentin Andrea Baudek und die Architektin Dorothea Abraham erlebten sie hautnah die Sanierungsarbeiten am Marler Rathaus. Mit dem außenliegenden Superlift ging es sogar auf die Spitze der „Stadtkrone“.

 

Als „Stadtkrone“, so die beiden niederländischen Architekten J. H. van den Broek und J. B. Bakema, verbindet das Rathaus seit 1967 auf der ehemals grünen Wiese die einzelnen Stadtteile Marls. Man ging davon aus, dass aus Marl bald eine Großstadt mit 200.000 Einwohnern würde! Heute, 2023, sind es knapp 84.000.

 

Gebaut wurde damals ein Gebäudekomplex, in dem die verschiedenen Bereiche räumlich getrennt sind. Weithin sichtbar: zwei als Hängehochhäuser konstruierte Türme für die Verwaltung (geplant waren ursprünglich vier); darunter das marmorverkleidete Zentralgebäude. Über eine schräge Ebene gelangt man in ein separates Gebäude mit den Büros für die Stadtspitze, den Sitzungssälen und einem großen Foyer, erreichbar auch über eine große Freitreppe. 60 Meter misst das markante Faltdach aus Sichtbeton, das auf nur vier Punkten lagert. Mit dieser zukunftsweisenden, kühnen Konstruktion gilt das Ensemble noch immer als architektonische Meisterleistung.

 

Die markante Form der Stahlbetonbauten mit vorgehängten Fassaden aus Aluminium ergibt sich durch die Konstruktion mit schlankem Fuß und auskragenden Geschossen, deren Decken über außenliegende Spannbetonglieder vom Dachträgerwerk abgehängt sind. Zur Unterstützung wurden in den 1980er Jahren innenliegende Träger ergänzt.

 

Ganz erstaunlich erscheinen heute die Großzügigkeit bis in die Kellerräume hinein, vor allem aber die Materialität im Inneren: Die Wandvertäfelungen und Fensterrahmen aus seltenem afrikanischen Holz könnte sich heute keine Stadt mehr leisten. Böden, Treppen, Innen und Außenwände mit Marmor verkleidet, Wandmosaiken – alles bis heute im Original erhalten. Marl war damals eine reiche Stadt!

 

In seiner historisch einmaligen Form gilt das Rathaus auch als charakteristisches Bauwerk des demokratischen Neubeginns nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, als Symbol demokratischer Baukultur im Sinne des visionären Bürgermeisters Rudolf Heiland. Es hebt sich ausdrücklich von den obrigkeitlichen Bauten früherer Zeiten ab. In diesem Gebäude sollte man sich nicht als bittstellender Untertan, sondern als selbstbewusster Bürger eines demokratischen und lebendigen Gemeinwesens fühlen.

 

Im Jahr 2015 hätte das Rathaus wegen großen Reparaturbedarfs fast einem Neubau weichen müssen, viele Marler erkannten nicht den Schatz, den sie besaßen. Nicht zuletzt dank einer emsigen Bürgerinitiative gelang es, den Abriss zu verhindern. 2020 starteten die dringend notwendigen Sanierungsarbeiten am Rathaus, 26.000 m² sind kein Pappenstiel! Die Fertigstellung ist für 2026 geplant. Das Gebäude steht heute mitsamt dem Vorplatz unter Denkmalschutz.

 

Wenn man die Vielzahl und Dimensionen der detaillierten zu leistenden Arbeiten in Augenschein genommen hat, versteht man, warum eine so hohe Investitionssumme (etwa 100 Millionen Euro) notwendig ist, um das Denkmal für die Stadt und ihre BürgerInnen brauchbar und zukunftsfähig zu machen!

 

Donnerstag, 29. Juni 2023

 

Fahrradtour: fiel ins Wasser

Beginn: 15:30 Uhr

Einkehr: 18:00 Uhr bei St. Johannes

Kosten: keine außer Imbiss