Frauen in der Burg an Weiberfastnacht
„Women in progress“ in der Burg Vischering
Donnerstag, 27. 2. 2025, Abfahrt 13:00 Uhr per PKW in Fahrgemeinschaften ab Parkplatz TUS 05-Sinsen
erste Führung: 14:00 Uhr Kunstausstellung Burg Vischering
Einkehr: 15:30 Uhr im Café im Reitstall
zweite Führung: 16:30 Burgführung
Kosten: 10 EUR für Eintritt und zwei Führungen
Ein besseres Thema hätte man sich für Weiberfastnacht kaum denken können:
In der Kunstgeschichte wurden Frauen systematisch vergessen, übergangen, ausgeklammert, in ihrer Leistung geschmälert, ihr Werk anderen zugeschrieben oder gar zum Einzelfall erklärt. Erst seit wenigen Jahren wendet sich das Blatt; Künstlerinnen vom Mittelalter bis in die Moderne werden von Museen und Ausstellungshäusern wiederentdeckt, der männliche Blick beiseite geschoben zugunsten einer weiblichen Perspektive.
In den Räumen der Vorburg zeigen sechs Künstlerinnen aus fünf Jahrhunderten, aus ganz unterschiedlichen Kontexten und Epochen eindrucksvoll, dass die Historie neu geschrieben werden muss. Die vorgestellten Künstlerinnen sind:
1. Magdalena van de Passe (1600-1638), Kupferstecherin aus einer international tätigen Kölner Drucker-Familie. Schon Zeitgenossen lobten ihr Werk als „ruhmwürdig“, bevor es ziemlich in Vergessenheit geriet.
2. Sibylla Schwarz (1621-1638) aus Greifswald. Die hochbegabte Dichterin, „pommersche Sapho genannt, starb leider in jugendlichem Alter.
3. Maria Sibylla Merian (1647-1717), Wissenschaftlerin, Weltreisende, Künstlerin aus Frankfurt/Main. Ihre erstaunlich detaillierten, fotografisch genauen Zeichnungen von teils exotischen Tieren und Pflanzen faszinieren bis heute. (Die Reisehefte gleichen Namens sind leider nicht nach ihr, sondern einem Basler Kupferstecher gleichen Namens benannt). Begüterte konnten in den 1990er Jahren in den Genuss ihres Porträts kommen; es zierte 500-DM-Scheine.
4. Annette von Droste-Hülshoff (1797-1848), bekannteste deutsche Dichterin. Sie war nicht ganz das fromme Fräulein, für das man sie gerne hielt. Ihr Ruf und Werk wurden lange verfälscht wahrgenommen. Immerhin konnte man sich in den 1990er Jahren ihr Porträt recht leicht in die Tasche stecken. Auf 20-Mark-Scheinen.
5. Rosy Lilienfeld (1896-1942), Graphikerin und Malerin aus Frankfurt/Main. Die in der damaligen Kunstszene gut vernetzte jüdische Künstlerin wurde deportiert und in Ausschwitz ermordet. Keines ihrer Gemälde ist erhalten. Ihre ausdrucksstarken Kohlezeichnungen wirken oftmals düster. (Wir durften sie leider nicht fotografieren.)
6. Milja Laurila (geb. 1982), aufgewachsen in Finnland, arbeitet in Berlin. In den sechs gezeigten Werken verarbeitet sie Frauenporträts aus einem Kompendium des 19. Jahrhunderts, die das Geheimnis des weiblichen Wesens erklären sollten, anhand von weißen und farbigen Frauen in anzüglichen Posen. Laurila will den Blick umkehren, indem sie vor die stark vergrößerten Aufnahmen dieser Frauen Milchglass setzt. Nur ihre Augen sind noch deutlich erkennbar. Dort befinden sich Schlitze im Glas. Der Betrachter wird zum Betrachteten. Faszinierend!
Kenntnisreich und gut verständlich geführt wurden wir von einem Mann.
Der kulinarische Genuss erfolgte diesmal ungewohnterweise bereits zur Halbzeit. In den ehemaligen Stallungen der Burg wurden feine Torten aufgetischt, mit Liebe gebacken.
Anschließend folgte die Erkundung der Burg Vischering, einem wunderschönen Fotomotiv, Magnet für Touristen aus aller Welt. Es war der münsterische Fürstbischof, der sie ab 1271 erbauen ließ, als Festung zur Einschüchterung der adligen Herren von Lüdinghausen. Sie wurde Stammsitz der Drosten zu Vischering. Umringt von Gräften stehen die Gebäude auf Inseln, die Fundamente gründen auf Pfählen. Vorburg, Zugbrücken, Mauern, Tore, Wehrgänge, Schießscharten – eine typische Wasserburg mit Wehrcharakter. Nach einem großen Brand 1521 baute man sie zeitgemäß im Stil der Renaissance wieder auf, sie wurde mehr und mehr zum Wohnschloss, blieb seitdem quasi unverändert und steht heute unter Denkmalschutz.
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