Erst in die Kirche, dann ins Museum

 

Radtour zur Marler Erlöserkirche und zum Jüdischen Museum Dorsten

 

Mittwoch, 7. September 2022,
Start: 11:30 Uhr Parkplatz TUS 05 Sinsen, Schulstrasse 49, 45770 Marl

Kosten:  7,00 EUR ohne Imbiss 

 

Die Tour startete in Sinsen bei angenehmer Temperatur – und endlich Regen, nach wochenlanger Dürre und Hitze! Nach neun Kilometern in Regenkleidung erreichten wir über die alte Zechenbahntrasse unser erstes Etappenziel:

 

Die Erlöserkirche in Brassert

 

Besucher betreten durch einen Vorraum den lichtdurchfluteten Innenraum mit bunten Seitenfenstern und holzverkleideten Decken. Von der fast 24 Meter breiten Eingangsfront verjüngt sich das Kirchenschiff auf 8,70 Meter im ursprünglich abgesenkten Altarbereich. Erbaut wurde diese ehemals evangelische Kirche 1957 von Otto Dörzbach und Otto Bartnik, letzterer ein Mitbegründer der Bauhaus-Idee, der zur Architekten-Avantgarde der Klassischen Moderne zählt.

 

Als die Evangelische Stadtkirchengemeinde die Zahl ihrer Kirchengebäude reduzierte, wurde 2015 auch die Erlöserkirche entwidmet. Sie war bereits1993 unter Denkmalschutz gestellt worden. Der Marler Heimatverein übernahm das Gebäude und renovierte bzw. ersetzte nach und nach Beleuchtung, Gestühl, Küche und Toiletten. Aktuell wird die Orgel gesäubert und restauriert, damit sie für Konzerte genutzt werden kann. So ist ein Kulturzentrum entstanden, dessen Programm sich sehen lassen kann!

 

Zu verdanken ist dies alles maßgeblich Heribert Bösing, Kassierer und gute Seele des Heimatvereins und Spezialist im Beschaffen von Förder- und Spendengeldern. Er gab uns persönlich einen Einblick in das Gebäude, die Neuerungen und all die zu lösenden Probleme. Wären wir doch in Sinsen mit der Kreuzkirche schon soweit …..

 

Der jüdische Friedhof

 

Schon wieder bei Sonnenschein erreichten wir den versteckt im dichten Wald liegenden jüdischen Friedhof, der vermutlich bereits von einer Gemeinde genutzt wurde, die die Progrome des 13. und 14. Jahrhunderts nicht überlebt hat. Erst Ende des 18. Jh. lebten wieder Juden in Dorsten. 29 Gräber sind noch erhalten; wir konnten sie aus der Ferne durch den Zaun betrachten, wo sich eine von Tisa von der Schulenburg gestaltete Gedenktafel befindet.

 

Curry Station 52

 

An einer 70 Jahre alten Tankstelle bot sich die Gelegenheit, neue Kräfte zu tanken: Sie steht unter Denkmalschutz und bietet seit 2012 Currywurst & Co. zum Verzehr. Zwar sind die Saucen nicht mehr wie damals aus der Küche des Sternekochs Björn Freitag, doch ein Stopp lohnt noch immer, auch wegen sehr schmackhafter Pommes. „Die besten seit langem!“ fand eine der Radlerinnen.

Ein Teil der Sinsener Gruppe zog den Besuch einer italiensichen Eisdiele vor.

 

Das Jüdische Museum Dorsten

 

Zwar gibt es keine jüdische Gemeinde mehr in Dorsten, im 1991 eröffneten Jüdischen Museum  aber erfahren Interessierte eine Menge über jüdisches Leben und jüdische Kultur heute. Wir wurden sachkundig durch die ständige Ausstellung geführt, deren Inhalt wunderbar unter ihrem Titel zusammengefasst wird: „L`Chaim! Auf das Leben! Jüdisch in Westfalen“.

 

Ganz unerwartet an diesem Ort: eine Ausstellung mit 76 spektakulären, großformatigen Fotos von Marilyn Monroe! Fotograf war Bert Stern, damals einer der angesagtesten Modefotografen, der sich 1962 zu einem mehrtägigen Shooting mit ihr traf, kurz bevor sie sich das Leben nahm. Die Schauspielerin war nach ihrer Heirat mit Arthur Miller zum Judentum konvertiert.

 

Ausklang mit Überraschung

 

Zurück nach Sinsen ging es am Kanal, durch Wälder und Parks (Chemie-, Logistik-). Plötzlich erreichte uns mitten auf der Straße ein Anruf des Marler Bürgermeisters Werner Arndt:

Sinsener art. hat den Marler Heimatpreis 2022 gewonnen, sogar auf dem ersten von drei Plätzen!

 

Ein Grund zum Anstoßen, wozu sogleich Gelegenheit war, denn nach 44 Kilometern klang die Tour in heimischen Gefilden wieder aus, bei deftigen kleinen Gerichten im Biergarten der Gaststätte zum St. Johannes.