Fahrt nach Düsseldorf zur großen Ausstellung

des weltbekannten chinesischen Künstlers

 

Mittwoch, 18.6.2019, Treffpunkt 13:40 Bf Marl-Sinsen; Kosten für Fahrt, Eintritt und Führung €20 (Nichtmitglieder €3 mehr) 

 

"Der Sinn der Kunst ist der Kampf für die Freiheit", sagt Ai Weiwei. "Alles ist Kunst. Alles ist Politik." Dieses Motto, ganz in der Tradtition des Düsseldorfer Kunstprofessors Josef Beuys, kann als Leitmotiv der bisher größten Ausstellung der Kunst Ai Weiweis in Europa gelten. Gleich in zwei Häusern, im K20 wie auch im K21, präsentiert sie raumfüllende Arbeiten, Bildtapeten, Objekte, Videos, Porzellanteller und Skulpturen. Viele der Werke des mittlerweile in Berlin lebenden Künstlers greifen die Themen Migration und Flüchtlingskrise auf.

 

Die Exkursionsteilnehmer kamen in den Genuss einer tiefgehenden Führung im K21, dem "Ständehaus", in welchem von 1949 bis 1988 der nordrhein-westfälische Landtag zu Hause war – auch architektonisch schon eine Reise wert!

 

Mit seinen regimekritischen Äußerungen gegenüber der Regierung in China und als lange verfolgter Dissident wird Ai Weiwei zumeist als politischer Kunst-Aktivist wahrgenommen. Wir wurden in der Führung auf die Bedeutung auch des biografischen Hintergrundes für sein Werk hingewiesen: Geboren wurde Weiwei 1957 in Beijing als Sohn eines berühmten kommunistischen Lyrikers, der während der Mao-Zeit allerdings verfolgt wurde, so dass die Familie jahrelang in einem Erdloch hauste. Eine ebenso große Rolle für das Verständnis gerade der hier gezeigten Werke Weiweis spielt der Konfuzianismus mit seinen fünf Tugenden (Menschlichkeit; Gerechtigkeit; ritueller Anstand/ Tradition; Weisheit; Aufrichtigkeit). Kunst als Original? Als Kopie? Nach chinesischem Denken eine unerhebliche Frage – vielleicht verdiente die Kopie sogar größere Wertschätzung als das Original? Solche Überlegungen leiten überraschenderweise direkt zu den Readymades von Marcel Duchamps und zur Pop Art etwa Andy Warhols als weiterer Quellen der Kunst Weiweis. Von 1981 bis 1993 lebte, studierte und arbeitete er in den USA. Die Verbindung von östlichem mit westlichem Denken wurde zur Quintessenz seines Schaffens.

 

Besonders herauszuheben: die Installation "Laundromat". 2046 Kleidungsstücke, zurückgelassen bei der Räumung des griechischen Flüchtlingslagers Idomeni in 2016, ließ Weiwei reinigen, flicken, bügeln. Nun hängen sie säuberlich nach Farbe, Art, Größe sortiert auf rollbaren Kleiderständern im Museum – Readymades, die einem die Sprache verschlagen. Die Arbeit "Life Cycle", 2018 entstanden, ist erstmals in Europa zu sehen: eine zarte, über 17 Meter hohe Plastik aus Bambus und Sisalgarn in der Technik des Drachenbaus, die Figuren in einem prall gefüllten Schlauchboot darstellt. Oder die sechs rostigen Boxen der Installation "S.A.C.R.E.D.": durch Gucklöcher erblickt man minutiös nachgestellte Szenen aus Wieweit fast dreimonatiger Gefangenschaft, rund um die Uhr bewacht.

 

Nachdenklich, beeindruckt und dem Verständnis der Kunst Ai Weiweis einen Schritt näher gekommen beschloss man den Kunstgenuss mit einer kulinarischen Stärkung und ortstypischen Getränken in Bahnhofsnähe.

 

Ein weiterer Besuch im K20 sollte unbedingt in Erwägung gezogen werden!

 

Bilder:  links:  Illumination 2009, SACRED_._Ritual

unten: Ai Weiwei 018, Ai Weiwei 08, Ai Weiwei Studios